Diese Frage wird uns immer wieder gestellt. Blinde haben oft ein besonders gutes Gehör. Das hilft natürlich beim Singen. Aber gemeinsames Singen im Chor ist für Blinde durchaus eine besondere Herausforderung.
Wie wissen Blinde, wie die Texte der Lieder gehen?
Blinde können lesen. Mit einer Schreibmaschine für Blinde, in einer speziellen Schrift mit tastbaren Punkten können sie auch schreiben. In dieser sogenannten Braille-Schrift, sie wurde übrigens von Louis Braille erfunden, tippt man den Text auf ein Blatt Papier und dann stellt man sich sein Liederheft für die Chorprobe zusammen.
Gibt es auch eine Notenschrift für Blinde?
Ja, Louis Braille hat auch eine Notenschrift erfunden. Aber die ist ziemlich kompliziert und nur wenige Blinde, meistens Berufsmusiker, können sie lesen. Es ist viel einfacher sich ein Tonband, eine DVD oder eine Handyaufnahme des Musikstücks ein paar Mal anzuhören und auswendig zu lernen. Unsere Chorleiterin singt und nimmt uns dabei die einzelnen Stimmen - Sopran, Alt, Tenor und Bass - mit Mikrofon auf. Davon profitieren beim Lernen neuer Lieder auch die sehenden Sängerinnen und Sänger.
Und wie erkennen Blinde den richtigen Einsatz?
Das hören sie, denn die Chorleitung gibt ihnen im richtigen Moment ein kleines Signal, meist durch gezieltes Einatmen. Das Publikum soll das natürlich nicht merken, es ist so ähnlich wie im Theater mit dem Souffleur.
Wenn Blinde und Sehende in einem Chor gemeinsam etwas erarbeiten, müssen sich Blinde um vieles mehr merken. Nicht nur den Text und die Noten sondern auch die gesamte Gestaltung und Interpretation. Blinde können gut auswendig lernen, das brauchen sie auch für viele andere Dinge im Alltag. Da sind sie den Sehenden oft voraus, die jederzeit auf das Notenblatt schauen und sich dort Anmerkungen notieren können.